Geburtsberichte

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Geburt in Etappen

positiver Geburtsbericht

Diese Geburt ging über 4 Nächte etappenweise. Wer nicht so viel Geduld hat, kann gerne gleich bei Nacht Nr. 4 weiterlesen.


Nacht 1 von 4 - Samstag auf Sonntag


Wir fahren Abends zum Essen. Das Wetter ist so toll das nichtmal eine Stickjacke mit muss. Ich freue mich darauf, denn ich glaube, dass wird vermutlich das letzte Mal mit dem Kugelbauch.


Wir warten schon extrem ungeduldig auf den Bauchzwerg. Hatte ich doch gedacht, dass er früher kommt so wie sein großer Bruder. Mittlerweile ist sogar der ET weit überschritten. Wir sind also zum Essen nur nach Dietfurt gefahren, um nicht zu weit weg von zu Hause zu sein. Seit einer Weile mag ich nicht mehr sooo weit fahren. Wir haben uns alle drei einen Salat bestellt und sind dannach noch zum Baychi. Dort gabs Eis für Timo und mich und einen Kaffee für den Papa.


So richtig gemütlich war es dort. Draußen in den Gartenmöbeln zu lümmeln.


Im Anschluss sind wir noch spazieren und haben auf der Touristenkarte einen neuen Spielplatz entdeckt. Der Weg dorthin führte an einem kleinen Bach vorbei und der Spielplatz war von Bäumen umgeben. Mein Mann hat dort mit dem Großen getobt und ich hab da schon gemerkt, dass immer mal wieder eine Welle kommt und hab mich sehr darüber gefreut. In der Hoffnung auf die kommende Nacht sind wir nach Hause gefahren und haben unser schlafendes Kind ins Kinderzimmer gelegt, um das Schlafzimmer kinderfrei für die eventuelle Geburt zu haben.


Wir verbrachten einen weiter ruhigen Abend und sind dann ins Bett. Gegen 2 Uhr werde ich immer wieder von einer Welle geweckt. Ich schlafe zwischendurch immer wieder ein. Es ist intensiver als die Nächte davor. Gegen 3 Uhr mag ich nicht mehr liegen. Vor allem seit Timo ins Bett gekommen ist und sehr viel Plaz braucht ist es mir so einfach zu viel. Ich ziehe um ins Kinderzimmer. Die Kuschelecke ist schön weich und ich kann gut im Sitzen schlafen zwischen den Wellen. Im Liegen sind die Wellen unangenhem und zum Aufsetzen brauch ich zu lange. Die Wellen kommen alle 10 Minuten und immer mal wieder überlege ich meinen Mann zu wecken. Lasse es dann aber, weil das ja ohnehin nichts bringt, auch wenn ich überlege, ob das Poolwasser wohl Schwung in die Sache bringen könnte. Andererseits fühle ich mich noch soooo weit von Geburt entfernt, dass das ohnehin Verschwendung wäre. Zwischendrin gehe ich immer Mal wieder aufs Klo und merke wie es Tag wird. Gegen 7 Uhr ziehe ich um ins Wohnzimmer. Auf der Couch im halbliegen auf der Lehne kann ich mich für jede Welle schnell genug aufsetzen und in den Pausen besser schlafen. So geht das noch bis ca. 8 Uhr bis ich ganz einschlafe. Um 9 Uhr stehen meine zwei Lieben auf und kommen runter. Die Nacht und alle Wellen sind vorbei, wir sind bei ET + 9 und noch immer kein Baby in Sicht.


Nacht 2 von 4 - Sonntag auf Montag


Mein Mann will noch Benzin bei der Tankstelle kaufen für Quad und Rasenmäher. Es ist super heiß heute und ich laufe nur im Bikini rum, weil es sonst zu viel wird. Meine Hände und Füße sind auch etwas dick vom Spaziergang in der Hitze. Den Rest des Tages hab ich mit Schlaf nachholen und Gibsbauch schleifen verbracht. Gegen 8 Uhr fahren wir zur Tankstelle in der Hoffnung, dass unser Großer wieder im Auto einschläft und wir ihn ins Kinderzimmer legen können. Der Plan geht auf. Nur nach Geburt sieht es wieder nicht aus. Wenigstens trage ich schon mal das schwarz weiße Kleid, das ich mir für die Geburt ausgesucht habe.


Ich welle in dieser Nacht mal wieder im 10 Minuten Takt vor mich hin und auch diesmal ziehe ich ins Kinderzimmer um, als Timo in mein Bett kommt.


Gegen 4 Uhr ist mir nach warmem Wasser. Badewannentest fällt aus, denn dann reicht unser Warmwasser nicht mehr für den Pool. Und den will ich jetzt testen und vielleicht bringt der ja was. Ich wecke meinen Mann auf und er beginnt Wasser einzulassen. Als er fertig ist holt er mich und ich steige rein und finde das Ding super. Sowas sollte man generell ins Badezimmer einbauen. ;-)


Mein Mann stoppt die Wellen, weil ich dazu keine Lust habe. Ich veratme leicht über den Poolrand geneigt und kann mich in den Pausen gut erholen. Die Abstände werden im Wasser kürzer. Zwischen 4-6 Minuten. Die Intensität bleibt aber gleich. Ich veratme leicht, aber die Wellen sind nicht schmerzhaft.


Ab halb 7 bin ich hundemüde. Ich schlafe immer wieder am Poolrand ein, nicke tiefer weg und wache davon wieder auf. Nach 3-mal wird mir das zu gefährlich. Nicht das ich noch absaufe.


Ich steige aus. Mein Mann liegt vor dem Pool auf dem Teppich und schläft. Ich lege mich ins Bett und schlafe ein. Die Wellen sind weg. Ich bin zu kaputt. Um kurz nach 8 Uhr klingelt mein Handy. Unsere Hebamme will wissen, ob alles ruhig ist und sie heute in die Berge fahren kann. Ich bin noch sehr schlaftrunken und schildere ihr kurz die Lage. Ich denke, dass es tagsüber wieder still bleibt. Sie sagt sie fährt und ist ab 18 Uhr wieder zurück.


Ich putze mir die Zähne und bringe in meinem Geburtskleid mein Kind in den Kindergarten, damit wir am Vormittag schlafen können. Als ich zurück komme liegt mein Mann noch immer auf dem Teppich vor dem Pool. Ich überlege kurz ihn zu wecken, lasse ihn dann aber. Nicht, dass er dann im Bett nicht weiterschlafen kann. Ich geh ins Bett.


Nacht 3 von 4 - Montag auf Dienstag


Auch dieser Tag verläuft wie gedacht ruhig. Nachmittags schlafe ich und meine zwei Männer fahren zum einkaufen und holen für Opa noch was in der Apotheke, was Oma gegen 7 bei uns abholt. Ich bringe unserern Goßen ins Bett und wir schauen "Wer wird Millionär - Prominentenspezial". Ich mache eine Ansage. Diese Nacht braucht er nicht geboren werden. Ich habe keine Lust mehr auf diese Nächte. Er soll mich einfach schlafen lassen und morgen am langen Kindergartentag kann es ja losgehn. Dann ist mein Großer gut aufgehoben und ich ausgeschlafen.


Und tatsächlich ich schlafe so gut wie seit langem nicht mehr. Nur geht es an diesem Vormittag auch nicht los. Uns ist langweilig. Haben wir in der Zeit des Wartens doch schon alles gemacht: Gartenzaun streichen, Hecke schneiden, Gartenmöbel aus Paletten gebaut, Bauchabdrücke gespachtelt und geschliffen....


Wir beschießen aufzuräumen. Alles Kinderspielzeug nach oben ins Kinderzimmer und alles sortieren und ausmisten. So sortieren wir Stunden lang Spielzeug, bis auch dieser Vormittag vorbei ist.


Nacht 4 von 4 - Dienstag auf Mittwoch


Heute ist eigentlich der Abend, den ich jede Woche mit meiner Freundin verbringe, aber ich habe keine Lust mehr - Und das will was heißen.


Ich bringe an diesem Abend den Großen gegen halb 9/9 ins Bett. Ich kann nicht bei ihm liegen, sondern nur sitzen. Ca. 4 Wellen kommen in der Zeit in der ich LaLeLu singe und bei ihm sitze. Danach gehe ich auf die Terrasse und laufe im Kreis um unseren Tisch. Ich schreibe mit meiner Mama zwecks Schuhen, die wir bestellen wollen, mit meinem Bruder der gerade in Amerika ist und mit meiner besten Freundin, über alles Mögliche, wenn wir uns schon nicht treffen. Die Wellen kommen, aber sind leicht zu bewältigen. Ich muss nicht mal stehen bleiben - nur mehr atmen.


Die Zeit verkürzt sich auf alle 4 Minuten und ich bin gespannt, ob es diesmal was Ernstes ist. Ich schreibe noch weiter mit meinem Bruder und meiner Freundin. So bin ich bis halb 11 beschäftigt. Dann ist mein Akku leer und ich stecke mein Handy an. Ich setzte uns Tee auf, wie jeden Abend und gehe aufs Klo. Ich entleere mich und meine Hoffnung steigt. Als ich wiederkomme ist der Tee fertig und mein Mann hat die Terrassentüre geschlossen. Hmm ich will eigentlich nichts ändern, damit es nicht wieder aufhört, aber es ist schon spät und ich kann ja auch nicht die ganze Nacht draußen bleiben. Ich sage, dass ich mich nicht hinsetzen will und mein Mann stellt den Tee auf unseren Tresen im Wohn-/Esszimmer. So kann ich weiter stehen. Wir schauen gemeinsam auf seinem Handy lustige Videos und trinken Tee. Zwischendrin veratme ich mittlerweile aufgestützt auf dem Tresen und beckenkreisend. Was für eine tolle Höhe das Ding hat! Hier gefällt es mir. Ich hole mir eine Decke zum daraufstellen, womit ich mir einem sehr skeptischen Blick von meinem Mann einhandle - wahrscheinlich hatte er Angst das Baby fällt da gleich drauf. Ich erkläre ihm, dass ich keine kalten Füße will von den Fliesen und extra Socken holen will ich auch nicht. Mein Mann schaut aufs Handy zum Abstand messen - alle 2 Minuten. Er will den Pool einlassen - ich sag ok mach mal. Ich glaube aber immer noch nicht so ganz an Geburt, immerhin haben wir ja schon 2x Anlauf genommen. Aber ich werde doch immer zuversichtlicher und freue mich sehr über jede Welle. Ich Kreise weiter und stütze auf den Tresen und der Druck nach unten ist ganz ordentlich, aber nicht schmerzhaft. Ich hole mir mein Handy wieder und entdecke ein neues Tragetuch. Die nächsten Wellen brauchen aber nun mehr Konzentration und ich schiebe mein Handy weg. Das ist das erste Mal, dass ich ernsthaft denke es könnte was werden mit der Geburt in dieser Nacht. Ich muss nochmal Bieseln (und viel Luft entweicht) und lasse meine Hose gleich aus - die nervt mich. Ich ziehe schnell die Vorhänge zu und atme weiter an meinem Platz und töne nun mit, was mir einfach gut tut. Ich bin voll bei mir und meinem Kind und voller Vorfreude, dass es nun doch nach Geburt aussieht.


Mein Mann kommt - das Wasser ist fertig. Ich überlege kurz hier zu bleiben, weil es grad so gut läuft, will aber dann doch den Pool testen. Ich gehe nach oben. Puh warm ist es hier... alle Kerzen sind an und ich freue mich, weil das heißt auch mein Mann glaubt, dass es heute klappt. Irgendwie ganz schön hell die Dinger - aber toll sieht es aus. Ich veratme die nächste Welle an die Tür gehängt, mir fehlt mein Tresen etwas und ich bin skeptisch, ob das mit dem Pool was wird. Ich steige rein und teste. Das Wasser ist fast etwas zu warm, aber ich fühle mich wohl. Die Intensität der Wellen bleibt, nur die Abstände fühlen sich größer an und ich mache mir Gedanken, ob ich wohl wieder raus muss, wenn das im Wasser nichts ist. Mein Mann stoppt die Zeit. Die Abstände sind gleich und ich bleibe. Er stellt die Kamera auf, was mich aber nur kurz ablenkt. Nach ein paar Wellen werde ich neugierig und will den Muttermund tasten. (23:45) Am Nachmittag hatte ich das schon mal versucht und nichts gefunden - alles fühlte sich irgendwie matschig an! Aber jetzt im Wasser geht es viel einfacher. Ich freue mich was zu ertasten, weil ich damals bei meinem ersten Sohn ein paar Tage mit 7cm Eröffnung herumlief und nicht einmal getastet habe. Ich war also schon lange neugierig, wie sich ein teilweise eröffneter Muttermund anfühlt. Und es fühlt sich toll an - kein Wunder das Hebammen da immer tasten wollen. Ich zeige meinem Mann mit den Fingern wie weit wir sind und wir einigen uns auf 5-6cm. Wir rätzeln gerade, wann der Kleine dann wohl kommen wird und ich sage vor 2 Uhr glaube ich nicht. Ein paar Wellen weiter, so kurz nach 12 Uhr macht es einen riesen Knall begleitet von einer ersten richtig kräftigen etwas schmerzhaften Welle. Ich lehne mich dabei schnell nach vorne über den Poolrand und sage: "Boa hat des an Schnalzer tan. Das war die Fruchtblase" Ich sage meinem Mann er soll das Fenster schließen, mir mein Tragetuch runterwurschteln und meine Hypnose-CD anmachen. Ich bekomme kurz Respekt vor dem was jetzt kommt. Und rechne, dass es wie bei meinem Großen vermutlich noch 3 Stunden dauert und jetzt Intensiv wird. (Dabei war das schon die Übergangsphase)


Die nächste Welle kommt mit einer riesen Kraft und ich greife schnell mit rechts ins Tragetuch und greife mit links zwischen meine Beine. Ich spüre wie der Kopf mein gesamtes Becken ausfüllt und schon sehr tief ist. Zu meinem Mann sage ich "Der kommt schon" und "Ich weiß gar nicht wie ich das machen soll" Gemeint war das Tragetuch, denn ich wollte es ordentlich greifen, aber doch die rechte Hand fürs Kind frei haben. Mit links kann ich einfach gar nichts.


Ich wickel also schnell die linke Hand ins Tragetuch und schon kommt die nächste Welle! Mit einer Wahnsinns Urkraft! Ich kann ein Pressen gar nicht vermeiden, mein Körper macht das ganz alleine. "Schatzi sag was, sag irgendwas" Ich wollte ihn jetzt nicht nur körperlich, sondern auch mental bei mir wissen. Was er gesagt hat, weiß ich leider nicht mehr.


Denn die nächste Welle kommt sofort hinterher und ich spüre schon die volle Dehnung. Mit der Hand fühle ich schon den Kopf und halte etwas dagegen. Ich spreche mit meinem Sohn: "Langsam Jonas, langsam. Puhh, lass dir Zeit. Ruhig. Langsam."


Bei der nächsten Welle wird der Kopf schon geboren. "Der Kopf ist da" Ich taste, um zu fühlen wo er hinschaut und um nichts zu verpassen. "Hat der süße Ohren und dicke Backerla"


Mei Mann ganz nüchtern: "Des wiss ma scho. Des hamma am Ultraschall Bild scho gsehn."


Ich merke, er dreht sich nicht und ändere die Position. Zuvor kniete ich aufrecht und jetzt wechselte ich nach hinten in die Tiefe Hocke. Sogleich dreht er sich und die nächste Welle kommt. Erst die vordere Schulter und dann mit einem Plop die hintere Schulter, wobei ich ganz leicht gerissen bin.


Sofort nehme ich ihn hoch auf meine Brust. Er quakt sofort und beschwert sich etwas. Vermutlich war es ihm auch etwas zu schnell. Ein Wahnsinns Gefühl. Da sind nur noch wir zwei und schauen uns an. Mein Mann macht erste Bilder. Die mir heute hoch und heilig sind.


Dieses Erlebnis ihn Stück für Stück so bewusst direkt in meine Hände geboren zu haben, werde ich nie vergessen. Es war das magischste und größte Erlebnis in meinem Leben.


Nach einer ordentlichen Kuschelzeit sind wir aufs Bett umgezogen und der große Bruder kam zum Begrüßen.


Leider ließ die Plazenta ordentlich auf sich warten, wozu wir dann unsere Hebamme riefen und nach insgesamt 5 Stunden gebar ich auch diese schlussendlich auf der Toilette in meine Hände. 

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